Sonntag, April 29, 2012

Durchreiche




























Eine Viertelstunde dauert die Fahrt von Oberhausen nach Gelsenkirchen, aus einer Stadt, dessen Club gestern durch eine Niederlage gegen Regensburg in die vierte Liga abgestiegen ist, in eine keineswegs besser dastehende Stadt, deren Club gestern die direkte CL-Qualifikation sichern konnte. Durch ein 4:0 gegen Hertha BSC, der nur durch eine gleichzeitig Niederlage von Köln in Freiburg noch an dem seidenen Fadens eines Heimspiels gegen Hoffenheim am kommenden Samstag hängt. Aber auch ein Sieg in diesem Spiel wäre sinnlos, wenn Köln gegen den FCB ebenfalls drei Punkte holen würde.

Doch ich greife vor, hier will ich vom meinem kleinen Ausflug gestern erzählen, der mich auch in die Fußgängerzone von Gelsenkirchen führte, wo ich mich ein paar Minuten lang auf eine Diskussion mit Koranverschenkern einließ (sinnloses Tun, einem jungen Muslim klarmachen, dass das Grundgesetz nur dann der individuellen "Abwägung" unterliegt, wenn man - geistig, kriminell oder durch Ausreise - bereit ist, dessen "Boden" zu verlassen).

Dann hinaus zur Arena, wo ich mich mit sittenwidrigen Schwarzmarktpreisen konfrontiert sah. Der Markt war aber schon am Kollabieren, sodass ich 30 Minuten vor Spielbeginn für immer noch satte 60 Euro eine Sitzberechtigung mehr oder weniger am Spielfeldrand erwerben konnte. Die Plätze neben mir blieben frei, der Wucher ging also für den Händler offensichtlich nicht auf.

Fünfte Reihe unten, das bedeutete, dass ich vom Spiel nur eine sehr spezielle Ecke mitbekam. In der ersten Halbzeit konnte ich Bastians studieren (und ein wenig Ben-Hatira), in der zweiten Halbzeit kam Hertha kaum in meine Gegend. Unübersehbar war aber auch für mich, dass es eine bemerkenswerte Personalie gab: Andreas Ottl saß auf der Bank, neben Perdedaj spielte Ronny im defensiven Mittelfeld. Im vorletzten Spiel der Saison war das also das inoffizielle Eingeständnis, dass einer der Schlüsseltransfers des letzten Sommers überhaupt nicht aufgegangen ist. Jetzt ist, trotz der saftigen Niederlage gegen Schalke, nur noch zu hoffen, dass der süddeutsche Phlegmatiker uns auch gegen Hoffenheim erspart bleibt. Und nächste Saison sowieso.

Die Idee mit Ronny wurde aber, wie so vieles in diesem seltsamen Frühjahr, nicht zu Ende gedacht. Denn er spielte im Grunde den ähnlichen Stiefel, den wir von Ottl kennen. Dabei hätte man gut daran getan, die Schusskompetenz des Bruders von Raffael einzukalkulieren. Gerade angesichts der Schwierigkeiten von Hertha, den Ball vor das Tor zu bekommen und in angemessener Personalkraft aufzurücken, hätte sich empfohlen, Ronny mehrfach für Distanzschüsse in Position zu bringen. Doch davon war bis auf eine Ausnahme nichts zu sehen.

Hertha spielte eine halbe Stunde lang passabel mit, schon da war aber zu sehen, wieviel professioneller Raul die Rolle der falschen Neun anlegt im Vergleich zu Raffael. Schalke spielte geschickt zwischen den Linien, Hertha hatte Mühe, überhaupt nur die Linien zu finden, geschweige denn, sie geistesgegenwärtig aufeinander abzustimmen. Als Hubnik bei einem Solo von Matip die Viererkette verließ, war die Sache erledigt: Janker war auf den Ball fixiert, statt auf den Raum zu achten, der ihm oblag und in dem Huntelaar sich in Ruhe präsentieren konnte. Drei weitere Tore nach der Pause sorgten für eine schließlich deutliche Niederlage in einem Spiel, in dem lange Zeit der Klassenunterschied so ersichtlich nicht war. Laufleistungen von unter 110 Kilometern auf beiden Seiten zeigen aber auch, dass es für S04 ein gemütlicher Sieg war.

Egal wie die Sache am kommenden Samstag ausgeht: Hertha steht vor einem grundsätzlichen Neubeginn. Rehhagel, Tretschok und Covic dürfen maximal noch drei Spiele verantwortlich sein, danach braucht es ein Konzept für Fußballkompetenz, die auf allen Ebenen fehlt. Das Schicksal von Oberhausen, gegen die vor nicht einmal zwei Jahren Marco Djuricin seine 15 Minuten im Rampenlicht hatte, ist nicht vergleichbar, aber es ist ein Hinweis darauf, dass es hinunter schneller als hinauf geht.

1 Kommentar:

p.selbst hat gesagt…

Nach diesem Interview http://www.11freunde.de/bundesligen/152124/die_spieler_wissen_genau_was_passiert_ist , das meinen Eindruck der Vereinsführung der vergangenen Jahre bestätigt, gibt es keinen Grund, den Nichtabstieg zu wollen. Auch als Nichtfan kann es nur die Lösung Abstieg, Mannschaftsauflösung u Managementrücktritt geben, evtl eine völlig neue Führung. Der Verein ist mit Preetz derart miefig-provinziell geworden, man könnte nach Babbels Aussagen fast vermuten, die Spieler sind ihren eigenen Verein leid.
Ganz ehrlich: glaubt irgendwer nach dieser "königlichen" Rückrunde selbst bei Relegation gegen einen hochmotivierten Zweitligisten ernsthaft an den Klassenerhalt? Ist der überhaupt wünschenswert? Beides ganz sicher nicht. Bitte, machts ein End.