Freitag, Juni 29, 2007

Dick van Burik

Hertha schafft Fakten: Der Vertrag mit Innenverteidiger Dick van Burik wird ein Jahr vor Ablauf aufgelöst. Zu diesem Manöver gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten. Erstens: Manager Hoeneß ist so sauer über die Querelen um die Boateng-Brüder, die Dicks Vater Karel van Burik als Berater haben, dass der Sohn die Wut abbekommt, weil nur er eine Angriffsfläche bietet: man unterstellt ihm, er hätte in der Kabine die Angelegenheiten seines Vaters betrieben. Ich bevorzuge die zweite Deutungsmöglichkeit: Die Gründe für die Kündigung von van Burik liegen in der "Einschätzung der sportlichen Perspektive durch den Trainer". Deutlich gesagt: Lucien Favre hat Manager Hoeneß hoffentlich darüber aufgeklärt, dass mit einem Mann wie van Burik keine konkurrenzfähige Mannschaft gebaut werden kann. Das konnten Beobachter mit Auge schon vor drei Jahren erkennen, der fügsame Falko Götz hatte aber nie das Bedürfnis nach einer Verbesserung auf der wichtigen zentralen Defensivposition (geäußert), und Manager Hoeneß versteht vom Spiel halt nicht viel. Jetzt muss van Burik gehen, die Gründe sind mir egal, die Entscheidung ist richtig, ein Ersatz steht in Friedrich bereit, trotzdem ist der Kader in der Defensive dünn und dürftig. Nächste Woche wissen wir mehr, wenn Favre seine erste Auswahl trifft: Er will angeblich nur 22 Leute ins Trainingslager mitnehmen. Schaff Fakten, Lulu!

Sonntag, Juni 24, 2007

Berater

Die U17 von Hertha BSC hat gestern auch in München gegen den FC Bayern München 1:2 verloren und ist damit im Semifinale ausgeschieden, der deutsche Meistertitel in dieser Altersklasse wird aller Voraussicht nach zwischen dem FCB und dem BVB ausgespielt werden. Der Nachwuchs aus Berlin hat sich aber gut geschlagen, ich werde im kommenden Jahr ein Auge auf die Generation Bigalke haben. Die Nachricht zum Nachwuchs vom Tag kam gestern jedoch aus einer Altersklasse über der U17. Manager Hoeneß hatte an die MoPo eine Anekdote durchsickern lassen, die den Verteidiger Christopher Schorch, 18 Jahre alt, Profivertrag ab 2008 bis 2009 (oder 2010, da gibt es unterschiedliche Angaben) betrifft. Der junge Mann hatte zu einem "Informationsgespräch" anscheinend einen Mann mitgebracht, der privat der Stiefvater seiner Freundin und beruflich Friseur ist, dort aber als "Berater" vorgestellt wurde, sich dafür allerdings nicht mit einer Lizenz ausweisen konnte. Was immer an dieser Geschichte genau stimmt, sie enthält sicher ein Gran Wahrheit insofern, als sich an die jungen Profis eine Menge Leute dranhängen, die nicht nur an die Identifikation mit dem Verein und an die nachhaltige Entwicklung einer Karriere denken, sondern auch an einen schnellen "Schnitt" aus der Torte, weiß man doch nie, wie lange ein junger Profi seine Freundin behält (selbst Hitzelsberger hat sich unlängst von seinem Mädel getrennt), und wie lange also ein Friseur als Spielerberater tätig sein kann. Beim Transfer von Ashkan Dejagah nach Wolfsburg gab es schon Andeutungen über einigen Druck aus dem Umfeld, das lukrativere Angebot anzunehmen - nun hat "Asche" in Magath einen Megamanager vorgesetzt bekommen, der ihn nicht eingekauft hat und möglicherweise ganz andere personelle Prioritäten setzen wird. Er wird also sicher verdienen, ob er aber ebenso sicher spielt? Offiziell wird Schorch von JB Sports2Business vertreten, in deren Katalog das ewige Talent Roque "Rock" (FvThuT = Fritz von Thurn und Taxis) Santa Cruz die prominenteste Stelle einnimmt. Werde versuchen, herauszukriegen, wer die Berater von Sascha Bigalke und Marvin Knoll sind. Demnächst wird noch Müntefering auf dieses Thema aufmerksam werden. Legionen von Haarberatern verlassen ihren angestammten Beruf (und die Arbeitslosenstatistik).

Samstag, Juni 23, 2007

Thierry Henry

Endlich ist die Sache über die Bühne: Thierry Henry, bisher Stürmer beim FC Arsenal, wird für 24 Millionen Euro zum FC Barcelona wechseln. Über den Verbleib von Samuel Eto'o, bisher der gesetzte Angreifer bei den Katalanen, ist vorerst noch nichts bekannt. Schon den ganzen letzten Sommer hat uns diese Chose beschäftigt, sie hat mich damals schon genervt, und so sehr ich Henry schätze - ich werde wohl eher seine Auftritte am Spielfeldrand vermissen, wenn er verletzt war, seine tollen Mäntel, sein Alphagehabe inmitten der anderen Spieler, die gerade verletzt waren, seine leicht lächerlichen Tänze mit seinem Understudy Adebayor, der auf dem Feld noch nicht ganz in den Schuhen des Henry spielt. Der Transfer (für eine übrigens bemerkenswert niedrige Ablösesumme) bringt eine Ära zum Abschluß in einem Moment, in dem bei Arsenal in mehrfacher Hinsicht eine neue (oder gar keine mehr) beginnen könnte: Der Streit in der Chefetage zwischen den wichtigsten Anteilseignern und David Dein, dem Intimus von Arsène Wenger und Thierry Henry, ist ja inhaltlich konfus und scheint nur auf der persönlichen Ebene unüberbrückbare Probleme geschaffen zu haben. Es könnte durchaus sein, dass schon mit Beginn des nächsten Jahres der Amerikaner Stan Kroenke den Club übernimmt, der wird dann Dein wieder einsetzen, und Arsène Wenger, der immer gegen Kroenke war, hätte vielleicht wieder mehr Motive zu bleiben. Auch bei ihm laufen Motive der persönlichen Loyalität und der sachlichen Ebene durcheinander. Für mich als Fan bedeutet das, dass ich Henry natürlich mit meinen Sympathien folgen werde, dass ich aber umso mehr darauf hoffe, dass Wenger bei Arsenal seine "next generation" formieren wird - mit Adebayor, Walcott, van Persie gibt es drei Stürmer mit Potential, dazu könnte noch ein großer Name in der Preisklasse von 20 Millionen Euro kommen. Dann wäre das ein Schritt in die Zukunft, auch wenn im Moment vieles danach aussieht, als würde Arsenal schon bald nicht mehr wiederzuerkennen sein.

Donnerstag, Juni 21, 2007

Jugendarbeit

Kommenden Montag beginnt das Training der Hertha, bis dahin passiert nicht viel, außer dass Ersatzkeeper Kevin Ellegard in seine Heimat Dänemark wechselt (ob er etwas kann und warum er ursprünglich aus England geholt wurde, blieb bis zuletzt ein wenig undurchsichtig), und die Tabloids ein wenig Lobby-Arbeit für Christian Fiedler machen, der wohl seinen Vertrag bis 2008 auch neben oder hinter dem neuen Tormann Drobny erfüllen will. Weil wenig passiert, können die Medien sich noch in aller Ausführlichkeit der Jugendarbeit der Hertha widmen. Gestern wurde die Verpflichtung eines neuen Pädagogen für das Internat bekannt gegeben: Thomas Krücken kommt aus Köln, eine seiner ersten Maßnahmen ist ein Verbot von Tätowierungen und Piercings, und überhaupt ist Disziplin das neue Lieblingswort. Das ist sicher nicht falsch, hat aber, wie es jetzt kommuniziert wird, wieder etwas Naives, wie so oft, wenn die Hertha von ihrer Jugendarbeit spricht. Da fällt ihnen plötzlich auf, dass Boateng & Co. herumlaufen, als hätten sie für Mel Gibsons "Apocalyptico" vorgesprochen, während die jungen Stuttgarter so sauber sind wie das Schwabenland. Und schwupps kommt ein neuer Lehrer mit einem Reinheitsgebot. Da merken sie plötzlich, dass Talente (international) schon im Alter von sechzehn Jahren gehandelt werden wie kommende Superstars, und können sich doch nicht dazu entschließen, einzelne Perspektivspieler schon früh langfristiger an den Verein zu binden, um wenigstens Ablöse zu kassieren, wenn sie dann doch nach England gehen. Jetzt will die Hertha ihre Nachwuchsarbeit überdenken - wer hat sie dann aber bisher durchdacht? Am Samstag spielt die U17 in München, sie muss ein Tor Rückstand aufholen.

Montag, Juni 18, 2007

Primera Division

Als wir gestern aus Stuttgart zurückkamen, nach einer äußerst angenehmen Fahrt mit dem ICE quer durch das ganze Land, ging in Spanien gerade die erste Hälfte des Spiels von Real Madrid gegen Mallorca zu Ende. Es stand 0:1 aus der Sicht der Königlichen, zu diesem Zeitpunkt war der FC Barcelona, der bei seinem Auswärtsspiel gegen Tarragona keine Mühe hatte, spanischer Meister. Ruud van Nistelrooy war in der 30. Minute verletzt ausgeschieden, bald nach der Pause musste auch Beckham hinaus, und ins Spiel kam unser Hausheiliger, José Antonio Reyes, dessen Fan ich nicht erst bin, seit ich eine Frau gleichen Familiennamens geheiratet habe. Er wurde vor dieser Saison von Arsenal nach Madrid ausgeliehen, im Tausch für Julio Baptista. Beide hatten keine gute Zeit bei ihren neuen Dienstgebern, und wissen wohl noch nicht wirklich, wo sie in der kommenden Saison spielen werden. Reyes immerhin konnte sich gestern noch einmal nachdrücklich für eine weitere Mitgliedschaft beim weißen Ballett empfehlen: Er schoss den Ausgleich, und später noch das 3:1 in einem Spiel, das Real mit einer interessanten Willensleistung umdrehte, angetrieben von Guti und Diarra (der ein imposantes Kopfballtor machte). Bis zum Ausgleich war es faszinierend, der Mannschaft von Mallorca zuzusehen, wie sie bei ihren "Konterangriffen" vor allem auf Zeit spielten - sie entschieden sich meist noch in der eigenen Hälfte, ob es überhaupt Sinn machte, weiter nach vorn zu spielen, und häufig gingen sie dann zu flinkem Kombinieren ohne die Absicht des Raumgewinns über. Nur selten brachten sie dabei mehr als drei Mann an die Mittellinie. In Spanien gibt es eine ganze Reihe von Teams, die diesen taktisch und technisch sehr anspruchsvollen Fussball können, gegen den deutsche Mannschaften oft schlecht aussehen, weil sie sich plötzlich in die Position von Real Madrid oder Barcelona gedrängt sehen, in die Position der spielenden Mannschaft. Fürchte, ich werde mir die Primera Division im nächsten Jahr ein wenig genauer anschauen müssen. Hoffe, dass Reyes dann auf der Beckham-Position zum Superstar avanciert.

Samstag, Juni 16, 2007

Haugesund

Vor einigen Jahren war ich einmal auf dem Filmfestival in Haugesund. Kleine Stadt in Norwegen mit Blick nach England. Gute Luft, raue Gegend, gute Küche (viel Fisch). Ganz im Sinn von Arsène Wenger, der in dieser Woche den 16jährigen Harvard Nordtveit vom FK Haugesund für zwei Millionen Pfund Sterling in den riesigen Arsenal-Kader hineingekauft hat. Da denkt er wieder einmal sehr pespektivisch, der Coach meiner Lieblingsmannschaft, die meine Lieblingsmannschaft ja in erster Linie ist, weil er der Coach ist. Diese Sache mit den jungen Spielern ist wohl auch eine versteckte Spielsucht: Leser von Fussballentwicklungsromanen schließen Wetten mit sich selbst auf die Kursentwicklung von Talenten ab. Zum möglichen Erfolg von Harvard Nordtveidt haben die Eltern schon ein wenig beigetragen: Der Vorname klingt nach Elite, das konnte nur Arsenal werden. Marvin Knoll klingt dagegen eher nach Liverpool (als Nachfolger für Harry Kewell). Ortsnamen, Namen überhaupt. Ich sitze in Trier in einem Hotelzimmer, werde mir am Vormittag die Ausstellung über Kaiser Konstantin ansehen, und am Nachmittag nach Stuttgart weiterfahren, um dort A. zu treffen. Eine kleine Bildungsdienstreise durch Deutschland.

Freitag, Juni 15, 2007

Talenteschuppen

Im Zug nach Düsseldorf, wo ich gerade in einem Internet-Cafe sitze, lag eine "Bild" herum, in der die Geschichte von Jerome Boateng aufgeschrieben stand: 7,5 Millionen Euro wollte er angeblich im Lauf der nächsten fünf Jahre bei Hertha verdienen, mit dieser Position ging angeblich der zielstrebig zum Buhmann aufgebaute Berater Karel van Burik in die Verhandlungen. Das Angebot von Manager Hoeneß lag darunter, deswegen bleibt der attraktiv spielende Defensivwildling nicht in der Hauptstadt. Wahrscheinlich erhoffen sich die Bosse bei der Hertha von Christopher Schorch ähnliche Qualität und ebenbürtigen Star-Appeal bei angepassterem Charakter. Am Mittwoch war ich am Nachmittag im Amateurstadion, und habe mir zusammen mit 363 anderen zahlenden und zahlreichen anderen Zuschauern das Match der B-Jugend von Hertha BSC gegen den HSV angesehen (u17). Es war das Viertelfinale der deutschen Meisterschaft, im Hinspiel hatte der HSV 2:1 gewonnen, nun musste die Hertha gewinnen. Es gibt in diesem Bewerb keine Auswärtstorregel, keine Verlängerung, bei Gleichstand sofort nach dem zweiten Match ein Elfmeterschießen. Es war ein tolles Fussballspiel. Hertha spielte mir einer Dreierkette, einem Sechsermittelfeld (wobei zwei Flügelspieler auch zum Sturm gezählt werden könnten), und einem spielenden Mittelstürmer namens Abu-Bakarr Kargbo, von dem die Jugendlichen am Spielfeldrand einander zwischendurch zuraunten: "Hast du gehört, der 20er ist Jahrgang 92." Habe ich natürlich nachgeschlagen, stimmt, der Junge ist 14 Jahre alt und in jeder Hinsicht schon "sehr weit". Auf der Bastürk-Position ein echter Berliner Junge: Sascha Bigalke (Bild), zweifacher Torschütze und Verwerter des entscheidenden Elfers. Das Spiel ging nämlich 3:2 für Hertha aus, und das Elfmeterschießen 4:2. Am Sonntag um 11 Uhr spielt die U17 im Amateurstadion gegen Bayern München (deren Sascha Bigalke heißt Toni Kroos und gilt als Supertalent) das Hinspiel. Ich werde an diesem Tag in Stuttgart sein, sonst wäre ich da natürlich dabei. Am Mittwoch war sowohl das Spiel interessant (Technik und Zweikampfintensität, Taktik und Schnelligkeit waren verblüffend und kamen mir besser vor als bei den Hertha-Amateuren, die heuer abgestiegen sind), aber auch das Drumherum, das ganze Umfeld der Hertha-Nachwuchsarbeit, das zwischen Currywurst und Goldketten changiert. Und überall die Gerüchte: Marvin Knoll hat ein Angebot vom HSV. Nein, er geht nach England. Für alle Scouts hier meine zwei Namen (Bigalke bleibt hier): Alfredo Morales als neuer Ricardo Carvalho, Abu-Bakarr Kargbo als neuer Emile Heskey.

Dienstag, Juni 12, 2007

Veränderungen

Der Sommer dauert noch lang, aber schon jetzt lassen sich aus den vielen Gerüchten, mit denen die Tabloids sich den Tag vertreiben, einige Tendenzen herausfiltern: Dass Favre beim Preis-Leistungsverhältnis von Simunic (einem der bestbezahlten Hertha-Profis) ein Problem sieht, überrascht nicht. Dass Hertha nach den Problemen in der Rückrunde nicht mit aller Kraft an Pantelic festhält, überrascht auch nicht (zeugt aber von Dummheit). Bei Simunic muss der Marktwert allerdings deutlich gesunken sein. Bleibt Kevin-Prince Boateng (Vertrag bis 2009), dessen Verkauf im Raum steht - ich würde ihn gern noch ein Jahr spielen sehen, dann kann er ja zu einem richtig großen Club gehen. Sein jüngerer Bruder Jerome (Vertrag bis 2008) hat jetzt schon bekannt gegeben, dass er im nächsten Jahr anderswo unterschreiben wird - wenn er wirklich an Leverkusen denkt, ist er selber schuld. Die Mannschaft wird sich deutlich verändern, das zeichnet sich ab, und jeder Einkauf wird mit einem Verkauf gegenzurechnen sein. Weil Hertha aber gar nicht so viele attraktive Verkaufsware hat, könnte es auch in diesem Sommer schon zu einem Abschied von Kevin-Prince kommen. Die Fans mögen ihn ohnehin nicht, bei ihnen zählen gute, alte Werte wie Identifikation mehr als das, was Boateng I kann und manchmal auch zeigt.

Sonntag, Juni 10, 2007

16 Sekunden

In Spanien läuft die Meisterschaft noch, deswegen habe ich gestern spät am Abend kurz den Fernseher eingeschaltet, und bin genau zu einer denkwürdigen Konferenz gekommen: In Barcelona stand es beim Stadtderby 2:1 für den FC gegen Espanyol (Messi hatte ein Tor mit der Hand erzielt, das unweigerlich schon wieder als Maradona-Parallelaktion gesehen werden wird). In Saragossa führte die Heimmannschaft mit 2:1 gegen Real Madrid. Das gab in der Live-Tabelle einen Dreipunktevorsprung für Barcelona, die im Titelduell den Nachteil haben, dass sie bei Punktegleichstand wegen der direkten Duelle gegen Real das Nachsehen hätten. In den 88. Minute schoß Real in Saragossa den Ausgleich, und 16 Sekunden später fiel in Barcelona ebenfalls der Ausgleich - ein vertikaler Pass auf Tamudo, ganz in Manier des Tors, mit dem Inzaghi heuer die CL entschied, und damit war die Sache komplett auf den Kopf gestellt, denn nun hängt Barcelona in einer Woche von Mallorca ab, die im Bernabeu mindestens ein Remis holen müssen, vorausgesetzt, dass Barca sein Auswärtsspiel bei Tarragona gewinnt. Da es mit keinem noch so digitalbohemischen Arbeitsleben (das ich ohnehin nicht habe) vereinbar ist, drei Ligen und die CL genau zu verfolgen, habe ich auf die Primera Division nur gelegentlich ein Auge. Schade, denn das zweite Tor von Milito gegen Real gestern, nach Pass von Aimar, war zum Beispiel einsame Klasse, und es gibt dort eigentlich eine Menge zu sehen. Nächstes Wochenende den Showdown.

Samstag, Juni 09, 2007

Türmer

Schönes altmodisches Wort: Stürmer. Sagt man heute nicht mehr so oft. Marko Pantelic, Stürmer. Thierry Henry, Stürmer. Im Falle des Superstars vom FC Arsenal hat jetzt Gordon Brown, designierter britischer Premierminister, eine Einschätzung abgegeben: In einem Gespräch habe er den Eindruck gewonnen, dass Henry in London bleiben, und nicht zum AC Milan oder nach Barcelona abwandern wird. In der Personalie Marko Pantelic wird es wohl kein Orakel von Angela Merkel geben (die sonnt sich gerade in der veröffentlichten Meinung), sondern nur Gerüchte in den Boulevardzeitungen. Vier Millionen Euro bietet angeblich der FC Chelsea für den besten Stürmer, den Hertha seit langer Zeit hatte. Manches deutet darauf hin, dass Manager Hoeneß sogar bereit wäre, ihn ziehen zu lassen - in London könnte er dann mit Drogba ein tödliches Duo bilden, wenn ihm nicht gerade Pizarro oder Kalou oder Robben oder Joe Cole oder Shevchenko vorgezogen werden. Prinzipiell halte ich Pantelic für begabt genug, sich in der Premier League durchzusetzen. Ob er aber in das physische System von Chelsea passt? Ich bin dafür, dass er bleibt, wenn er aber geht, werde ich ihm die Daumen drücken. Ich würde nicht nur seine Tore, sondern vor allem seine Zuspiele vermissen.

Mittwoch, Juni 06, 2007

Nachwuchs

Nico Pellatz, Nachwuchstorhüter bei der Hertha, hat einen Vertrag bei Werder Bremen unterschrieben. Das kam ein wenig überraschend, wirft aber doch ein bezeichnendes Licht auf die momentane Lage der Hertha. Zwar ist mit der Trainersache Favre die wichtigste Personalie entschieden worden, dahinter aber klafft ein riesiges Loch der Unentschiedenheit, weil Favre die Verhältnisse noch nicht gut genug kennt, um jetzt schon handlungsfähig zu sein, und Manager Hoeneß sich um die ganz Jungen anscheinend nicht kümmert. So kommen seltsame Dinge zustande: Pascal Bieler, der bei RW Essen eine persönlich erfolgreiche Saison auf der linken Defensivposition gespielt hat, kehrt nominell aus dieser Ausleihe zurück, will von Hertha aber noch nichts gehört haben, ob er hier überhaupt erwartet wird. Robert Müller, für meine Begriffe der talentiertere der beiden Innenverteidigung in Ausbildung (neben Wallschläger), hat keinen Profivertrag bekommen und sucht nun einen Verein. Bei Pellatz sieht die Sache so aus, als hätte man gar nicht in Betracht gezogen, er könnte ein Angebot bekommen. Da aber nun die Amateure der Hertha in die Oberliga abgestiegen sind, fehlt für die Jungen die Bühne Regionalliga. Die Personalien, wie sie sich im Moment darstellen, deuten nicht darauf hin, dass die Hertha bei ihren Hoffnungsträgern eine kohärente und perspektivische Vertragspolitik hat. Die Abschiebung vom Samba im Winter wies da schon die Richtung.

Dienstag, Juni 05, 2007

Vorschußlorbeeren

Heute brachte die "Bild" eine Geschichte, die direkt in diesen Blog gehörte: Arsène Wenger hat Lucien "Lulu" Favre schon einmal ein paar Vorschußlorbeeren in die Bundesliga geschickt. Der Trainer des FC Arsenal gab zu Protokoll, dass der neue Trainer von Hertha BSC in Berlin und im deutschen Fußball eine Menge bewirken könnte. Damit wären die beiden Clubs, die hier so hartnäckig nebeneinander her beobachtet werden, dabei aber Welten voneinander entfernt sind, zum ersten Mal, seit A. den Coach aus London in kurzen Hosen in den Galeries Lafayette in der Friedrichstraße gesehen hat (während der WM 2006), wieder für einen Augenblick miteinander verbunden. Favre hat anscheinend bei Wenger ein wenig gelernt, habituell ist er scheinbar ein nicht ganz unähnlicher Typ, und die wenigen Formulierungen, die er bisher über seinen Fußball verlauten ließ, klingen auch stark nach Arsenal-Philosophie. Das wäre alles ganz in meinem Sinn, schon jetzt deutet sich an, dass Manager Hoeneß der Hertha einen Schub Kompetenz eingekauft hat, hinter den sie auch dann nicht mehr vollständig zurückfallen kann, wenn die Sache vielleicht nicht mit dem direkten Durchmarsch in die europäische Spitze endet.

Freitag, Juni 01, 2007

Lucien Favre

Ich kam gerade aus einem Kino im Westen, als A. mir heute mittag die Nachricht aufs Telefon schickte: Favre is IT! Schon zwei Tage davor hatte sie mir eine frohe Botschaft geschickt, nämlich dass Eric Gerets aus dem Rennen wäre (er war anscheinend nie im Rennen, zum Glück). Mit der Trainerentscheidung beginnt das neue Jahr, und es beginnt gut. Nicht, dass ich so viel über Lucien Favre weiß. Es ist allein die Tatsache, dass die Hertha eine überraschende Entscheidung getroffen hat, die mich vorerst begeistert. Im unabhängigen Fanforum war in den letzten Tagen eine großartige Stimmung der angespannten Vorfreude zu verspüren gewesen (außerdem kam es zu einer ziemlich tollen neuen Fanfreundschaft mit dem FC Zürich, wenn ich das richtig beobachtet habe) - niemand trauerte da noch Magath nach, kaum jemand wollte Buchwald (weil er ein Berliner ist) vorziehen, und auch Karsten Heine hatte keine Lobby mehr. Da wollte wohl ein ganzer Verein ganz eindeutig etwas Neues, und mehr können wir vorerst kaum sagen, als dass Favre vor einer Woche sicher auf keinem Zettel stand. An das Spiel gegen Servette Genf vor sechs Jahren kann ich mich nicht erinnern, die Hertha aber beweist mit der Entscheidung, dass sie Erfahrungen macht, dass sie ein Gedächtnis hat, dass sie eine Identität ausbilden möchte. Das wollte sie auch, als Manager Hoeneß Huub Stevens holte, in diesem Fall könnte aber eine interessantere Geschichte daraus werden. Passenderweise schoß Patrick Ebert gestern beim 1:2 der U21 in Toulon ein schönes Tor - dieses und andere Versprechen soll Favre nun einlösen. Was ich mir von ihm vorerst nur erwarte: einen unkorrumpierten Blick auf unseren Kader, auf die vielen falschen Selbstverständlichkeiten, die da seit Jahren mitgeschleppt werden (mein Lieblingsthema: wer spielt zentral vor der Abwehr?), auf den ganzen Apparat, der sich in drei Jahren unter Coach Götz nicht mehr zu hinterfragen schien. Favre sieht mir aus wie einer, dem ich Kredit einräumen möchte, und die Fans tun das scheint's schon nahezu einstimmig. Damit hat sich auch Manager Hoeneß mit einem Coup an der eigenen Glatze aus dem Schlamassel gezogen, und Michael Preetz vielleicht eine erste Andeutung seiner eigenen Handschrift gemacht. Jetzt wird die Transferphase erst so richtig spannend.