Freitag, März 17, 2006

Hamburger Lektionen

Heute morgen habe ich einen Text über Godards "Notre Musique" fertiggestellt, in dem es zentral um den Konflikt Israel/Palästina geht. Vor diesem Hintergrund mußte mir ironisch erscheinen, was ich gestern in der "Berliner Zeitung" las, und was natürlich in Wahrheit nicht lustig ist: Die Fluglinie Emirates, der Hauptsponsor von Arsenal London und Inhaber der Namensrechte des neuen Stadions, hat Protest eingelegt, weil der Club in einem Nebenkontrakt auch das Tourismusministerium des Staates Israel als Sponsor eingeworben hat. Es geht um weniger als eine halbe Million Pfund, das ist die monetäre Seite. Emirates sieht sich nun plötzlich in der Zwickmühle zwischen seiner Verwurzelung in der muslimischen Kultur und seiner Ambition, als globaler Carrier über den Dingen zu stehen. Arsenal will sich nicht dreinreden lassen. Auf einschlägigen Websites werden aber schon Briefe vorformuliert, in denen Israel als Apartheidstaat bezeichnet wird: "Die Jerusalem Post hat angedeutet, daß der wichtigste Anteilseigner von Arsenal, Danny Fiszman, Vice Chairman David Dein und Geschäftsführer Keith Edelman ihren jüdischen Hintergrund dazu verwendet haben, den Club auf israelische Angelegenheiten auszurichten, wie die Einrichtung von Fußballakademien in Israel, in einer Zeit, in der israelische Scharfschützen routinemäßig auf palästinensische Kinder beim Fußballspiel zielen." Dies in einer Zeit, in der in England darüber debattiert wird, ob Arsenal denn noch die "britische Flagge" in der Champions's League hochzuhalten legitimiert ist (gegen Real Madrid stand eine Elf auf dem Platz, deren Spieler aus Deutschland, der Schweiz, der Elfenbeinküste, Brasilien, Frankreich, Spanien, Schweden und Weißrußland kamen, nur nicht von der Insel). Der scharfzüngige und stolze Arsène Wenger hat sofort mit dem Begriff "Rassismus" gekontert. Jetzt ist Arsenal aber direkt mit jener Ausschlußlogik konfrontiert, um die es auch in Godards Film geht. In Deutschland hat Emirates auch nach einer Mannschaft gesucht, um als Sponsor aufzutreten. Eine Zeitlang war Hertha gerüchteweise sogar im Gespräch, erfolgreich war schließlich der HSV.

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